Schlunz Trails

Freitag, 3. Juli 2015

Chemtrails und Antifaschismus

Voll nervig, diese Truther, Verschwörungstheoretiker, Chemmies, Esospinner, Reichsbürger und Nazis! Alles schön in einem Satz aufgezählt, denn in den meisten Köpfen sind diese Begriffe untrennbar miteinander verbunden.
Das pisst mich ziemlich an! Zu meinem veganen und pazifistischen Selbstverständnis gehört der Antifaschismus, also sollte ich mich besser nicht mit konspirativen Themen befassen?!
Wenn ich links bin, muss ich weg hören, sobald jemand etwas behauptet, das jemand anderes als „Verschwörungstheorie“ deklariert hat?
Weil die Pegida-Trottel das Wort „Lügenpresse“ propagieren, muss ich alles glauben, was die Medien verzapfen?
Weil sich Reichsdeppen mit Wettermanipulation befassen, darf ich nicht in dieser Richtung forschen?
Weil der rechtspopulistische Kopp-Verlag Bücher zu Nine-Eleven verkauft, ist es ein Tabu-Thema?
Ich soll mich mit der offiziellen Version und den daraus entstandenen weltweiten Überwachungsmaßnahmen abfinden?
Ja, so in etwa sind die Erwartungen an mich, wenn ich mich als Antifaschist verstehe.
Klingt irgendwie widersprüchlich. Je mehr ich dem System, den damit verbundenen Institutionen, Medien und Personen vertraue, desto mehr gehöre ich zur linken Scene.
Irgendwas hab ich in den letzten Jahren verpasst... Irgendwas ist schief gelaufen.
Früher war das genau andersrum.

In der Tat, es befassen sich viele rechte Portale mit konspirativen Themen und es nervt wirklich, wenn man einen solchen Link serviert bekommt.
Allerdings sollten wir doch aus der Geschichte gelernt haben, dass sich Rechte und Rechtsradikale schon immer in der Welt bedienen wie im Restpostenlager.
Alles wird vereinnahmt und instrumentalisiert.
Die Arier aus dem Iran, das Hakenkreuz aus Indien, seit ein paar Jahren haben sie den Veganismus auf dem Schirm und natürlich kommen ihnen auch konspirative Themen gelegen.
Wenn wir also wissen, dass sich Faschos überall bedienen, sollten wir uns doch die einfache Frage stellen: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Was haben beispielsweise Mitarbeiter des US-Militärs, die über weltweite Wettermanipulation berichten, mit rechten Deppen in Deutschland zu tun, die ihre Texte und Videos teilen?
In den letzten Jahren kamen mehr und mehr gewichtige Stimmen aus Militär, Politik und Wissenschaft hinzu, deren Aussagen sich mit dem Geschehen am Himmel decken und keiner hört ihnen zu, weil sich auch die Faschos damit befassen.
Wie kleine Kinder, die kein Eis wollen, an dem ein anderes Kind geleckt hat.
Warum fällt es so schwer, zu differenzieren?
Leider wird immer wieder das Umweltbundesamt herbeizitiert, das nach eigenen Angaben von nichts weiß und gemäß EU-Richtlinien nicht befugt ist, nach ausgebrachten Substanzen zu forschen.
Warum sollte man Militär-Insidern weniger glauben als dem Umweltbundesamt, obwohl sie doch viel besser Bescheid wissen müssen? Sie sitzen ja direkt an der Quelle.
Wenn ich dann frage, ob sich die betreffende Person auch bei Fragen um Fracking, Atom-Zwischenlager, Monsanto, Gen-Manipulation und Überwachungsmaßnahmen auf die Bundesregierung und deren Ämter bezieht, bekomme ich keine Antwort.
Is ja auch zu peinlich...

Übrigens ist das oben erwähnte Fracking ein gutes Beispiel für eine Verschwörungstheorie.
Als man in den USA begann, Erdgas mittels Chemikalien aus Schieferschichten zu pressen, gab es keine großen Ankündigungen oder öffentliche Erklärungen, was man da eigentlich macht und worin die Gefahren liegen.
Als die ersten Leute meldeten, dass sie und ihre Kinder krank werden, dass die Pfützen auf ihren Grundstücken entzündlich sind, wie auch das trübe Wasser aus dem Hahn, wurden sie der Lüge bezichtigt, beweisträchtige Videos auf Youtube wurden mit wüsten Beschimpfungen und Drohungen versehen.
Erst mit der Zeit, durch Insider und Journalisten, wurde das Ausmaß der Schäden und Gefahren sichtbar, aber noch immer werden die Opfer des Fracking in den USA als Lügner und Gegner von Fortschritt und Wohlstand abgetan.
Cyber-Mobbing und Troll-Propaganda. Ob man drauf hereinfällt oder sich einschüchtern lässt, kommt aufs Selbe raus.
Es wird weiterhin verschwiegen, um welche Chemikalien es sich im Detail handelt und wie sie sich langfristig im Grundwasser verteilen.
Mittlerweile wird auch in Deutschland gefrackt. Aber eigentlich doch nicht oder nur ganz wenig und wenn, dann ganz harmlos. Genaues weiß das Umweltbundesamt, wird es uns aber nicht verraten.
In jedem Fall gibt es objektivere Quellen, egal ob man sich mit Chemikalien im Boden oder in der Luft befasst.
Und es ist kein Problem, rechtspopulistische Plattformen zu umgehen, indem man sich direkt auf den Informanten bezieht.
Dann fällt es auch schwerer, alles verallgemeinernd in einen Topf zu werfen, Vorurteile aufzubauen und Menschen auszugrenzen.
Gerade in linken Kreisen sollte man doch wissen, in welche Richtung Verallgemeinerungen und Vorurteile führen.

LG, Schlunz




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